19.04.2025

Der Meister beeindruckt mit Stärke und Teamgeist

OZ_25.03.25

Vorzeitig am Ziel: Zwei Spieltage vor Saisonende bejubelt die Mannschaft der HSG Fürth/Krumbach die Meisterschaft in der Bezirksoberliga. Bild: Reimer

Dank des guten Unterbaus kann die HSG Fürth/Krumbach auf dem Weg in die Oberliga auch Ausfälle verkraften. Bis zur Weihnachtspause ohne Niederlage.

Von Marcus Essinger

Fürth. Die Fürther Schulsporthalle platzte am Sonntagabend aus allen Nähten. „So voll habe ich die Halle noch nie erlebt“, freute sich Daniel Werner, Trainer des Frauenhandball-Bezirksoberligisten HSG Fürth/Krumbach. Es war nicht einfach nur ein Derby für die HSG gegen den SV Erbach, es war das Endspiel um die Meisterschaft für die Odenwälderinnen, das die Massen anzog.

Dass es selbst bei einer Niederlage noch zwei weitere Chancen für den Titel gegeben hätte, davon wollten weder Werner noch seine Spielerinnen etwas wissen. Sie wollten jetzt liefern. Und die Art und Weise, wie sie zum 28:21-Erfolg kamen, war eine Demonstration der Stärke (wir haben berichtet).

Dass Fürth/Krumbach den Titel verdient hat und zu Recht in die Oberliga aufsteigt, daran gibt es keine Zweifel. „Das hat sich meine Mannschaft verdient“, betont auch Trainer Daniel Werner. Ursprünglich startete die HSG mit dem Ziel, einen Platz unter den ersten Fünf zu holen. Doch im Laufe der Hinrunde erarbeitete sich das Team die Favoritenrolle. Ohne Niederlage eilte man bis zur Weihnachtspause. „Wir wussten, dass wir jetzt die Gejagten sein werden, aber auch, dass wir in der Rückrunde viele schwere Auswärtsspiele noch haben werden“, erinnert sich Werner zurück.

In der Rolle des Gejagten

Mit seinen Spielerinnen nahm er die ungewohnte Rolle an: „Wir wollten jetzt alles daran setzen, so lange wie möglich oben zu bleiben“, so der Coach. Und dann passierte es früher als erwartet: Schon im ersten Spiel des neuen Jahres kassierte Fürth mit 30:31 in Büttelborn die erste Saisonniederlage. Danach folgten drei Siege, aber als in Folge das Heimspiel gegen Groß-Bieberau (27:28) und in Riedstadt (30:31) verloren wurde, schienen die Odenwälderinnen den Faden verloren zu haben. Der Vorsprung an der Spitze schmolz rapide.

Umso beeindruckender die Reaktion, die das junge Team zeigte. Drei weitere Siege, darunter in Weiterstadt und zuletzt nun gegen Erbach brachten doch noch den Titel. „Jetzt wollen wir die letzten beiden Spiele genießen und dann liegt der Fokus auf der Oberliga“, richtet Daniel Werner den Blick bereits nach vorne. „Da wird es dann einzig und allein um den Klassenerhalt gehen“, weiß er, dass eine Liga höher die Leichtigkeit schnell dahin sein kann. „Tatsächlich werden wir lernen müssen, auch mit Niederlagen zu leben“, so der Coach, der aber überzeugt davon ist, dass seine Spielerinnen als echte Einheit auch das schaffen werden. Ohnehin ist es beachtlich, wie die HSG immer wieder Rückschläge wegsteckte. Dass vor der Saison mit Katharina Brandenburger eine absolute Leistungsträgerin ihre Karriere beendete, konnte ebenso kompensiert werden, wie der verletzungsbedingte Ausfall von Haupttorschützin Elena Weber – und das über die gesamte Saison. Sie wurde noch einmal an ihrem Knie operiert, sollte aber zur Vorbereitung auf die nächste Runde wieder einsteigen können.

„Wir werden nicht durch die Hallen gehen und Spielerinnen für die Oberliga abwerben“ (Daniel Werner)

Unterstützung ist groß

Eventuell zu einem Kurzeinsatz könnte es in den nächsten Wochen noch für Shannon Obermeier reichen, die im Rückraum eigentlich auch gesetzt war und ebenfalls lange verletzt ausfiel. Hier kam immer wieder zum Tragen, dass Fürth/Krumbach über einen hervorragenden Unterbau verfügt. „Tatsächlich ist es beeindruckend, was hier bei der HSG im weiblichen Bereich bewegt wird“, lobt Daniel Werner. Von den Minis bis zur A-Jugend sind alle Altersklassen besetzt, teils sogar doppelt, und auch die zweite Mannschaft von Trainer Gerald Röder steht sowohl als Sprungbrett aus der Jugend in die erste Mannschaft, als auch als Unterbau fürs das Bezirksoberliga-Team zur Verfügung. „Wenn wir Ausfälle hatten, bekamen wir immer Unterstützung“, so Werner. Über einen solchen Unterbau verfügt in der Region mit Ausnahme des Bundesligisten Bensheim/Auerbach kein zweiter Verein.

Eigene Talente ausbilden

Auch zukünftig will Fürth/Krumbach den Weg mit selbst ausgebildeten Talenten weitergehen. „Wir werden jetzt nicht durch die Hallen gehen und Spielerinnen für die Oberliga abwerben“, betont Werner. „Dazu besteht auch überhaupt kein Grund.“ Schließlich bleibt der Stamm der Mannschaft zusammen, will die Herausforderung Oberliga gemeinsam angehen.

Shannon Obermeier und Elena Weber kommen wieder zurück und zudem stehen in der zweiten Mannschaft Spielerinnen wie Caroline Dörsam und auch einige Talente aus der A-Jugend parat. „Da sind etliche, die sich sehr gut entwickeln“, ist Werner für die Zukunft der HSG nicht bange. Auch wenn die Oberliga eine echte Herausforderung darstellen wird.

Stimmen zum Aufstieg

Katharina Hallstein, Abteilungsleitung Frauen der HSG: „Wir sind unglaublich stolz auf unsere Mannschaft. Die Runde war unbeschreiblich und das Spiel gegen Erbach der absolute Wahnsinn, besonders auch mit der Stimmung in der voll besetzten Halle. Das war einzigartig.“

Bernd Meyer, Trainer SV Erbach: „Ich gratuliere der HSG Fürth/Krumbach. Sie haben die gesamte Runde oben gestanden und sich den Titel und Aufstieg damit auch absolut verdient.

Gerald Röder, Trainer HSG Fürth/Krumbach II: „Daniel Werner und die Mannschaft haben sich das heute absolut verdient. Das war eine beeindruckende Leistung in Angriff und Abwehr und die Krönung einer herausragenden Saison.“

Elena Weber, Spielerin der HSG, die wegen eines Kreuzbandrisses die gesamte Saison fehlte: „Natürlich würde man bei so einem Spiel lieber auf dem Feld stehen, als das Team nur von der Bank aus zu unterstützen. So einen Aufstieg erlebt man schließlich nicht jedes Jahr und es macht mich traurig, nicht aktiv etwas dazu beigetragen zu haben bis auf ein Siebenmetertor in der gesamten Runde. Aber dafür freue ich mich jetzt umso mehr, nächste Runde in der Oberliga wieder voll angreifen zu können und die Mannschaft wieder richtig unterstützen zu können.“

Die Meistermannschaft im Portrait

Der Meistertrainer Daniel Werner klatscht mit seinen Spielerinnen ab.

Fürth. Trainer Daniel Werner stellt das Meisterteam der HSG Fürth/Krumbach vor.

Torhüterinnen
Leonie Stephan (22 Jahre): Sie zeigt immer wieder ihr Können im Tor und vor allem dadurch, dass sie unhaltbare“ Bälle pariert, ist sie eine wichtige Säule.
Sina Ruff (18): Zeigt trotz ihres jungen Alters (A-Jugend Doppelspielrecht) sehr stabile Leistungen im Tor und hat sich superentwickelt. Mit Leo bildet sie das perfekte Torhütergespann.
Stephanie Emig (36): Sie wurde reaktiviert, um die verletzte Sina Ruff zu vertreten. Durch ihre Erfahrung brachte sie die notwendige Sicherheit mit.
Melina Guthier (21): Leider stand sie nach der Vorbereitung beruflich bedingt nicht mehr zu Verfügung, ist aber beim extrem wichtigen Spiel in Erbach eingesprungen.

Außen
Johanna Dörsam (22): Sie ist auf der rechten Außenbahn zuhause und zeigt gerade in den wichtigen Spielen, was sie kann.
Franziska Beye (25): Die einzige Linkshänderin konnte von Rechtsaußen schöne Tore erzielen.
Jana Dörsam (26): Sie fehlt im Training und bei den Spielen sehr selten und ist somit eine der zuverlässigsten Spielerinnen.
Elena Weber (27): Leider musste Elena ein zweites Mal operiert werden und hat ihr Comeback in dieser Saison nicht feiern können.

Kreis
Theresa Jöst (25): Sie hat ihre neue Aufgabe am Kreis sehr gut angenommen und durch ihre Schnelligkeit ist sie in der ersten Welle eine absolute Waffe.
Neele Roth (19): In ihrer ersten Aktiven-Saison zeigte sie sich sehr treffsicher und steuerte wichtige Tore bei, trotz des großen Sprungs aus der Jugend in die erste Mannschaft.
Anna Reimund (26): Konnte beruflich leider sehr selten trainieren, dennoch avancierte sie durch ihre stabile Leistung und Erfahrung immer wieder zu einer wichtigen Spielerin.

Rückraum
Jil Eisenhauer (26): Die Shooterin aus dem Rückraum schafft durch ihre Torgefahr auch Räume für ihre Mitspielerinnen.
Shannon Obermeier (25): Sie hatte leider enormes Verletzungspech, erst Rippenbruch, dann Fuß gebrochen, aber bei ihren Einsatzzeiten konnte sie immer ihre Qualität unter Beweis stellen.
Andrea Kloth (31): Andrea kennt keine Schmerzen und hält mit Ihrem Kampfgeist auf der zentralen Hinten-Mitte-Position die Abwehr zusammen und ist somit eine der absoluten Führungsspielerinnen.
Amira Ehret (20): Sie hat während der Saison den Sprung von der zweiten Mannschaft in die erste geschafft. Eine absolute Allrounderin und auf allen Positionen einsetzbar.
Alicia Geiß (19): In ihrer ersten Saison im Aktivenbereich wurde sie leider durch eine Fußverletzung zurückgeworfen. Aufgrund ihres großen Spielverständnisses wird sie in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen.
Annika Dörsam (22): Sie ist die Toptorschützin und vor allem durch ihre konstanten Leistungen zu einer Führungsspielerin geworden.
Liily Schüle (29): Durch ihre Schnelligkeit ist sie immer torgefährlich und gewinnt in der Abwehr die so wichtigen „einfachen“ Bälle.

Aus der A-Jugend halfen mit
Janika März (17): Sie hat in mehreren Spielen ausgeholfen und konnte sich schon des Öfteren – auch in wichtigen Spielen – in die Torschützenliste eintragen. Auf sie und weitere Spielerinnen aus der Jugend wird die HSG in Zukunft bauen.
Marie Pludra (18): Verletzungsbedingt konnte sie nur selten ihr Doppelspielrecht wahrnehmen, aber in ihren kurzen Einsatzzeiten stellte sie ihr Talent unter Beweis. Sie wird in Zukunft ihre Einsatzzeiten bekommen.
Lara und Mona Zaplatilek (beide 18): Die Zwillingsschwestern halfen zwar nur in einem Spiel gemeinsam aus, waren aber durch ihre häufige Trainingsteilnahme sehr wichtig in der Trainingsarbeit.

Aus der zweiten Mannschaft
Leonie Laupichler (19): War immer da, wenn sie gebraucht wurde. Auf den Außenpositionen ist sie durch ihre Schnelligkeit flexibel einsatzfähig.
Vanessa Wagner (31): Im wichtigen Spiel gegen Egelsbach half sie aus und war hier direkt ein Garant für den Sieg.
Luna Scholl (21), Theresa Hess (22) und Hannah Schütz (29): Sie standen im erweiterten Kader und wären bei Bedarf jederzeit eingesprungen.

Betreuerin: Lisa Unrath.
Torhütertrainer: Stefan Eisenhauer.

Quelle: Odenwälder Zeitung | Sport | 25.03.2025