28.03.2024

Budapest oder doch besser wieder Bumbum?

Party unter Palmen: Nicht umsonst „eskalieren“ Sportlerinnen und Sportler gerne beim Mannschaftsausflug auf Mallorca. Bild: Adobe Stock

Die Abschlussfahrt ist für Sportler die Krönung nach dem Knochenjob – egal ob Auf- oder Abstieg, der gemeinsame Ausflug ist der Spritz im Aperol. Beliebtestes Reiseziel für regeneratives Teambuilding bleibt der Ballermann. Das OZ-Reisebüro gibt zudem  Alternativen.

Lalalalaa, Mann, Mann, Mannschaftsfahrt – sie bekam von Julian Benz, Kreisligalegende und Malin Brownie gerade ein musikalisches Denkmal gesetzt, das in diesem Sommer rauf- und runterlaufen wird, getreu dem Motto: „Max komm runter, es gibt Sangria!“

Die Handballerinnen der HSG Fürth/Krumbach haben das alles schon gut hinter sich gebracht und sind aus Prag zurückgekommen, wo die 23 Mädels und ihre zwei Trainer bei einem Graffiti-Workshop sogar ein „HSG-Tag“ hinterließen, das nun die tschechische Hauptstadt ziert. Die „Goldene Stadt“ bekam auch Besuch von der zweiten Fürther Männermannschaft sowie der HSG Weschnitztal II. „Prag war ein neues Ziel für die Teams und gut mit dem Auto zu erreichen, zudem konnte man Party und Sightseeing verbinden“, sagt Henrik Richter, bei der HSG zuständig für Öffentlichkeitsarbeit.

Erfahrungen weitergeben

Der Torwart selbst geht mit der Bezirksoberliga-Mannschaft lieber auf Nummer sicher und fliegt vom 1. bis 4. Juni nach Mallorca. „Natürlich vor allem wegen Land und Leuten“, sagt Richter mit einem Augenzwinkern. Goalgetter Fabian Beye organisiert den Trip der 19 HSG-Männer. Nach „exotischeren Zielen“ (Richter) wie Budapest („Paris des Nordens“) und Riga („Perle des Baltikums“) in den vergangenen Jahren soll es nun wieder der Ballermann sein: „Für die Älteren im Team ist es die dritte Abschlussfahrt nach Mallorca und die Erfahrungen gilt es an die Jüngeren weiterzugeben.“ Teamgeist wird großgeschrieben. Das denkt sich auch die erste Garnitur der HSG Weschnitztal, die sich in dem 17. Bundesland nach der ersten Saison im Badischen neu formiert.

Während die Verbandsliga-Meisterinnen des TSV Birkenau II ihre Treffsicherheit bei einem Lasertag-Event daheim feierten, verschlug es die Ic-Damen auf den Cannstatter Wasen. Gerade wieder zurück von „Malle“ sind die Handballerinnen des TSV Birkenau. Die sind zwar jüngst aus der Oberliga abgestiegen, der Feierlaune tat das allerdings keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Linn Gutsche: „Mallorca ist gesetzt. Nicht nur bei uns. Man trifft dort auf viele Bekannte und gegnerische Teams“, sagt die Rückraumspielerin, die dieses Gemeinschaftserlebnis nicht missen möchte. Nach einem gemütlichen Start in den Tag geht es für manche schon morgens zum Ballermann, andere wollen lieber an den Strand. „Abends treffen wir uns dann wieder und gehen als Gruppe weg.“ Was bleibt – außer Kopfschmerzen? „Viele lustige Erinnerungen, die noch mehr zusammenschweißen. Und ein leerer Geldbeutel“, lacht Gutsche. Die TSV-Herren sind am Donnerstag auf der Insel gelandet und können jetzt schauen, ob der aus Birkenau stammende Äppler in der Dose tatsächlich so ein Renner am Ballermann ist. Die Fußballerinnen des SV Unter-Flockenbach zieht es ebenfalls „ganz klassisch nach Malle“, sagt Co-Spielertrainerin Saskia Unrath.

Keiner geht über Bord

Vor einigen Jahren waren sie mit Trainer Uwe Felber jedoch auf einem Hausboot unterwegs, „wo wir die Flüsse Frankreichs unsicher machten“, erinnert sich Unrath. Geschlafen wurde in kleinen Kajüten auf dem Schiff. Jeden Abend wurde an einer anderen Stelle angelegt und gemütlich gegrillt und Fußball gespielt. Auch die engen Schleusen wurden gemeistert: „Glücklicherweise ist keiner von Bord gegangen.“

Die Abschlussfahrt wird in der Regel von der Mannschaft selbst organisiert. Der Trainer kann sich dann endlich mal zurücklehnen und überprüfen, wie groß der Kader tatsächlich ist. Nicht selten tauchen unbekannte Gesichter auf, wenn der Bus abfährt. Spielertrainer Riza Aydogan muss den SV/BSC Mörlenbach diesmal alleine loslassen, weil er selbst mit seiner Familie im Urlaub ist. „Ich weiß, dass meine Jungs feiern können, und sie werden Düsseldorf auf den Kopf stellen.“

Gut möglich, dass die Mörlenbacher im „Füchschen“ oder „Uerige“ auf den A-Liga-Konkurrenten aus Trösel treffen. Eigentlich wollte die TG Jahn in diesem Jahr mal nach Hamburg, was aber zu teuer war. „Somit wurde es wieder Düsseldorf, wo wir die Mannschaftskasse pleite machen“, verspricht der Sportliche Leiter Tonino Gianforcaro. „Wir gehen seit Jahren zuverlässig nach Düsseldorf“, sagt Sebastian Trenkwald, Sportlicher Leiter des FC Ober-Abtsteinach. Noch ein A-Ligist also, der sich vom 16. bis 18. Juni am Rheinufer tummelt. Trenkwald: „Wir waren auch schon woanders, aber für unsere Zwecke ist Düsseldorf einfach am besten.“ Und wer weiß, vielleicht kann der FCO dann mit Altbier auf die Rückkehr in die Kreisoberliga anstoßen. Die SG Unter-Abtsteinach muss erst einmal in die Relegation zur Gruppenliga, die sich bis Mitte Juni zieht. Dann beginnt bereits Anfang Juli wieder die Vorbereitung. „Die Taktung und der Termindruck sind zu groß. Die Jungs sind über die lange Saison einfach nur platt“, glaubt SGU-Trainer Marcus Lauer nicht, dass sein Team noch einen Ausflug unternimmt.

Volker Halblaub, Abteilungsleiter des VfL Birkenau, erinnert sich gerne an seine aktive Zeit zurück, als man in den 1990er-Jahren regelmäßig beim AS Chazelles in der Nähe von Birkenaus Partnerstadt La Rochefoucauld zu Gast war. Es gab auch Gegenbesuche, „aber die französischen Spieler waren uns in puncto Gastfreundlichkeit um einiges voraus“. Zum 30-jährigen Partnerschaftsjubiläum 2008 war Halblaub mit seiner damaligen A-Jugend letztmals in Frankreich, „danach ist es leider aufgrund mangelnden Interesses in beiden Vereinen etwas eingeschlafen“. Eigentlich schade.

Partyhochburg im Sauerland

Party kennt im Übrigen keine Saison. So hat der FC Fürth für den Sommer keine Abschlussfahrt geplant – zumal in der Gruppenliga die Relegation drohte. Stattdessen unternahm der FC bereits in der Winterpause mit knapp 35 Mann einen Vereinsausflug nach Willingen im Sauerland (wo man auf den SV Unter-Flockenbach traf) – begleitet von einigen Spielern und Verantwortlichen der KSG Mitlechtern, mit der der FC eine zweite Mannschaft unterhält. „Wir waren ein gemeinsamer Haufen“, sagt FC-Vorstandsmitglied Marco Knapp: „Willingen ist ja als Partyhochburg in Deutschland bekannt, und genau aus diesem Grund waren wir dort. Ziel war, es krachen zu lassen. Das wurde geschafft.“ Im Gegensatz zum Klassenerhalt.

Alternative Ausflugstipps

Es muss nicht immer „Malle“ sein – darum hat unser OZ-Reisebüro alternative Tipps für ein paar Odenwälder Sportmannschaften herausgefischt.

Sphinx und Pyramiden: Schleierhaft ist allen beim SV Unter-Flockenbach die Auswärtsschwäche (nur ein Sieg in 18 Spielen), die letztlich auch zum Abstieg aus der Fußball-Hessenliga führte. Auf einer Tour durchs alte Ägypten sind die „Flockies“ vielen Rätseln auf der Spur und können beim Pharao Anschauungsunterricht für die Wiederauferstehung in der Verbandsliga nehmen.

Reims: Das war schon Champagnerfußball, den die SG Odin Wald-Michelbach in der Fußball-Kreisoberliga zelebrierte. Der Meister kassierte nur eine Niederlage – gleich im zweiten Spiel beim TV Lampertheim, als man wohl einen Kater hatte, – und rauschte dann mit über 100 Toren durch die Saison. Am vergangenen Sonntag knallten mit dem 4:0-Heimsieg gegen Tvgg Lorsch die (Sekt-)Korken. Wie wäre es jetzt mit der Besichtigung eines Champagner-Hauses in Reims? Natürlich mit anschließender Verkostung. Die französische Nobelbrause weckt müde Lebensgeister – und die brauchen die Wald-Michelbacher als Aufsteiger complètement. In der Gruppenliga gibt es nämlich schnell mal schwere Beine, wenn es nicht mehr so prickelt.

Europa-Park Rust: Ein Verein wie der SV Fürth, der eine herausragende Nachwuchsarbeit leistet und mit über 200 Nachwuchskickern alle Altersklassen durchgängig besetzt, darf einfach nicht ohne seine Jugendlichen wegfahren. Im Europa-Park wird für Groß und Klein etwas geboten – beispielsweise der „Blue Fire Megacoaster“. Der in Weinheim nach der Hinrunde entlassene Trainer Jochen Ingelmann und sein Team erleben im „Aufstiegszug“ dann, wie schnell es hoch- und wieder runtergehen kann.

Urlaub auf dem Bauernhof: Mit großem Erfolg veranstaltet die AH-Abteilung der SG Unter-Abtsteinach jedes Jahr an Christi Himmelfahrt den Kuhschiss – wo und wann der Haufen auf der Wiese fällt, ist eine Wissenschaft für sich. Damit die SGU-Fußballer bald in die Kuhfladen der Älteren treten können und nicht wie in der Hinrunde so viel Mist zusammenspielen, empfiehlt sich für die Basics ein Urlaub auf dem Bauernhof – beispielsweise gleich im „Grünen Baum“ in Mackenheim.

London: Mit 17 Jahren wechselte der Lörzenbacher Sebastian Kneißl zum FC Chelsea. Inzwischen ist der ehemalige Fußballprofi auch schon 40 und hilft zusammen mit seinem Bruder Florian mit, dass der SV Lörzenbach den Klassenerhalt in der Kreisoberliga schafft. Fünf Jahre spielte Kneißl in London und war auch ein Jahr Streetworker, inzwischen ist er England-Experte beim TV-Sender DAZN – einen besseren „Torguide“ gibt es eigentlich nicht.

Albanien: Das kleine Land hat sich zum Trendreiseziel gemausert, was Lonely Planet immer wieder betont, – und ist die günstige Alternative zu Griechenland. Die Fußballer von Eintracht Wald-Michelbach haben mit Ylli Cermjani  nicht nur einen klasse Spielmacher im Team, er stand früher auch in der albanischen Jugendnationalmannschaft und wird noch den einen oder anderen Balkan-Geheimtipp „vorlegen“ können.

Bermudadreieck: Die Handballmannschaften des TV 02 Siedelsbrunn in der Frauen- und Männer-Bezirksoberliga sind am Saisonende verschwunden (wie schon zuvor Anatolia Birkenau oder Türkspor Wald-Michelbach). Ob sie nach dem Rückzug noch mal auftauchen? Wenn den Siedelsbrunnern der Trip in die Karibik zu weit ist, geht es eben nach Bochum ins dortige Bermudadreieck – dort kann man auch abstürzen.

Quelle: Odenwälder Zeitung, 27.05.2023