18.04.2024

Die Saison dauert zu lange

Keine leichte Situation: Stefan Eger, Trainer der HSG Fürth/Krumbach, hat einen offenen Brief an den Bezirksvorstand geschrieben. ArchivBild: Simon Hofmann

Handball: HSG Fürth/Krumbach schlägt ein Ende nach Abschluss der einfachen Runde vor

Fürth. Die weiter ansteigende Zahl an Corona-Infektionen sorgt in den Handball-Ligen der Region für Absagen und Spielverlegungen und hat die Verantwortlichen des Verbands vor zwei Wochen dazu bewogen, die Saison bis in den Juni hinein zu verlängern. Doch diese Entscheidung stößt auf wenig Gegenliebe. „Wir denken, dass man davon wieder Abstand nehmen sollte“, meint beispielsweise Stefan Eger, Trainer des Handball-Bezirksoberligisten HSG Fürth/Krumbach. Gemeinsam mit Fürths Vorstandsmitglied Fabian Beye verfasste er einen Brief an den Bezirksvorstand, in dem die Beweggründe dargelegt werden.

Die Trainer stehen dahinter

Dass er nicht alleine mit seiner Meinung dasteht, wurde in vielen Gesprächen mit Trainerkollegen deutlich: elf von 14 Bezirksoberliga-Trainer stellen sich hinter die Forderung aus dem Fürther Lager. „Wir wissen, dass die Entscheidungen extrem schwer zu treffen sind. Aber gerade deshalb wollen wir nicht nur meckern, sondern uns konstruktiv einbringen“, erklärt Eger und hat in seinem Schreiben dem Bezirksvorstand ausdrücklich für seinen Einsatz, die Flexibilität und das Fingerspitzengefühl gedankt. „Man muss einfach mal die Planungen der Spieler anschauen. Da wurden seit Langem Hochzeiten und andere Familienfeiern geplant und in die vermeintlich handballfreie Zeit gelegt. Es wurden Urlaube gebucht und teilweise auch Abschlussfahrten der Mannschaften“, gibt Eger zu bedenken. „Und jetzt sollen wir bis in den Juni hinein spielen?“

Als Lösungsansatz, den auch viele andere Trainer teilen, könnte ein Saisonende nach Abschluss der einfachen Runde erfolgen, eventuell mit einem nachfolgenden Final-Four – je nach Menge der Interessenten an einem Aufstieg – an einem Wochenende im März oder April. „Dann wäre auch den Ambitionen einzelner Mannschaften genüge getan“, findet Eger.

Timo Leister, Coach des HC VfL Heppenheim, kann sich mit diesem Vorschlag „sehr gut anfreunden“, wie er auf Nachfrage meint. „Ich bin aber insgesamt flexibel und könnte auch mit einer Runde bis zum Juni leben. Ideal finde ich das aber auch nicht“, gibt er zu. Dass es jetzt noch einmal zu einer kompletten Änderung des Modus kommen könnte, hält Leister für unwahrscheinlich, „aber dass man sich diese Gedanken macht, ist auf alle Fälle sinnvoll“. Der Trainer der MSG Lorsch/Einhausen, Norbert Metzger, gibt zu bedenken, dass beispielsweise seine Mannschaft durch den nach hinten geschobenen Beginn der Auf- und Abstiegsrunde auf den 24. April fast acht Wochen Pause nach Abschluss der einfachen Runde hätte. „Das ist viel zu lange. Das wird dann ja wieder ein Kaltstart zu einer Zeit, zu der die Runde normalerweise beendet ist“, so der erfahrene Coach. „Ich wäre auch dafür, dass wir nach der einfachen Runde das Ganze beenden.“

Wichtig erscheint den Trainern auch, dass zu dem Zeitpunkt, zu dem die Runde nun enden soll, in normalen Jahren schon die nächste Vorbereitung allmählich startet. „Damit würde man die dann überspielten Spieler direkt in die nächste Vorbereitung schicken. Das wäre auch vom Trainingsaufbau nicht ideal“, gibt Eger zu bedenken.

Verschiedene Auffassungen

Einig ist man sich bei den Trainern allerdings auch darin, dass man froh ist, überhaupt spielen zu dürfen. „Das ist derzeit das Wichtigste“, so Eger, wohlwissend, dass es auch hier unterschiedliche Auffassungen in den verschiedenen Ligen und Vereinen gibt: Manche würden am liebsten für drei, vier Wochen unterbrechen, andere abbrechen und wieder andere sind dafür, möglichst den Spielplan wie er ist, durchzuziehen. „Allen kann man es nie recht machen“, so Eger, der daher seine Kritik an der Saisonverlängerung auch nicht als pauschale Kritik an der Arbeit der Verbandsverantwortlichen verstehen will: „In der jetzigen Situation kann man sicherlich keine allgemein akzeptierten Entscheidungen treffen.“ mep

Quelle: Odenwälder Zeitung, 08.02.2022